Warum finden sich die drei Wörter „Lagekarten“, „Folienstifte“ und „Besprechungen“ in der Überschrift eines militärischen Artikels, fragen sich wohl einige Leser. Der Grund: Der Stab und weitere Teile des Jägerbataillons Niederösterreich ‒ Kopal nahmen von 09.03.2020 bis 11.03.2020 in der Zwölfaxinger Burstyn-Kaserne an einer sogenannten Stabsrahmenübung teil. Anlässlich dieser Übung soll der nachfolgende Text die Stabsarbeit eines Infanterieverbandes ins Rampenlicht rücken und sie auch für Nichtsoldaten verständlich erklären.

Stabsarbeit eines Infanterieverbandes

Bereits der erste Absatz ist mit Vokabeln aus dem Militärjargon gespickt. Sofort drängen sich bei militärischen Laien Fragen auf wie „Was versteht man unter einem Stab?“, „Aus wie vielen Soldaten besteht ein Bataillon?“ oder „Was machen Soldaten im Zuge einer Rahmenübung?“. Alle diese Fragen sind berechtigt und verdienen, im Folgenden beantwortet zu werden.

Militärische Stäbe

Neben einem schmalen, langen Gegenstand bezeichnet ein Stab ein mehrköpfiges Gremium zur Unterstützung des Leiters einer hierarchischen Organisation. Stäbe sind hauptsächlich bei Einsatzorganisationen zu finden. Letztere müssen allerdings eine gewisse Mindestgröße aufweisen, um sinnvoll eingesetzt werden zu können. Ein militärischer Stab setzt sich aus Spezialisten für Personalwesen, Aufklärungswesen, Ausbildung, Logistik, Öffentlichkeitsarbeit und IKT (Informations- und Kommunikationstechnologie) zusammen.

Bataillone und Verbände

Beim Militär werden Stäbe in Bataillonen und noch größeren Verbänden gebildet. Hier wird sofort klar, dass ein Verband in diesem Kontext nicht von einer Wundauflage spricht. Vielmehr meint Verband hier eine militärische Gliederungsgröße. Der kleinste Verband heißt Bataillon, umfasst in der Regel drei bis fünf Kompanien und besteht aus insgesamt einigen hundert bis knapp über tausend Soldaten. Jedes Bataillon wird entsprechend seiner Spezialisierung benannt. Als Beispiele seien hier Jägerbataillone, Panzerbataillone und Pionierbataillone erwähnt. Viele der österreichischen Milizsoldaten dienen in einem von zehn terriorialen Jägerbataillonen. Mit der Ausnahme Wiens ist jedem österreichischem Bundesland ein solcher Infanterieverband zugeordnet, der Bundeshauptstadt sogar zwei.

Rahmenübungen

Jedes dieser Milizbataillone beruft seine Soldaten in der Regel alle zwei Jahre zu einer verpflichtenden Übung ein. Die Übungsteilnehmer dürfen sich zu Recht eine funktionierende Führungsstruktur erwarten. Die Kommanden eines Bataillons (Bataillonskommandant + Stab) und seiner Kompanien unterziehen sich daher regelmäßig zusätzlichen Fortbildungen, um ihre Zusammenarbeit zu verbessern. Eine Schulungsvariante nennt sich Rahmenübung. Hierbei wird ein realitätsnahes Krisenszenario angenommen und beginnend vom Bataillonskommandanten über seinen Stab bis zu den Kompanie- oder sogar Zugskommandanten der geforderte Einsatz geplant. Bei diesen Planungstätigkeiten sind die in der Überschrift erwähnten Werkzeuge „Lagekarten“, „Folienstifte“ und „Besprechungen“ nicht wegzudenken. Das mag sich anfangs nach staubtrockenen Bürotätigkeiten anhören. Allerdings müssen die federführenden Soldaten ihre geplanten Einsätze danach bei einer Gefechtssimulation unter Beweis stellen.

Stabsrahmenübung März 2020

An der gegenständlichen Stabsrahmenübung nahmen 49 Miliz- und 6 Berufssoldaten teil. An jedem der drei Tage wurde ein separates Szenario durch den Bataillonskommandanten Obst Ing. Hermann Bracher vorgegeben. Sein Stab und seine nachgeordneten Kommandanten arbeiteten laut seiner Aussage jedes davon zu seiner Zufriedenheit ab. Die folgende Abbildung zeigt den Bataillonsstab bei einer seiner zahlreichen Besprechungen.

 

Lagekarten, Folienstifte und Besprechungen
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